Jahresbilanz der Versicherungsaufsicht 2018

Die BaFin zieht die Jahresbilanz der Versicherungsaufsicht für das Jahr 2018 und plant für 2019


In einem Artikel stellt die BaFin Schwerpunkte aus 2018 dar und plant für 2019.

 

Die Schwerpunkte aus dem Jahr 2018 wie etwa Rückstellungen, Cybersicherheit und das Berichtswesen werden auch 2019 wichtig bleiben.

Für die Schwerpunktsetzung identifizierte, bewertete und priorisierte die BaFin alle relevanten Themen einer risikoorientierten Aufsicht, die sich aus der täglichen Arbeit ergaben. Darüber hinaus erfasste sie auch Aspekte, die für den Sektor insgesamt regulatorisch oder strategisch von besonderer Bedeutung waren. Veränderte Rahmenbedingungen berücksichtigte sie im Jahresverlauf.

 

Der Wettbewerb in der Schaden- und Unfallversicherung, der sich jedes Jahr bis zum Wechselstichtag der Kfz-Versicherung am 30. November hochschaukelt, führt zwar dazu, dass sich Endkunden über niedrige Prämien freuen.

Jedoch ist denkbar, dass einzelne Versicherer aufgrund ihrer Position im Wettbewerb oder ihrer schwachen finanziellen Basis dem Druck nicht standhalten können und aufgrund zu geringer Margen aus dem betriebenen Versicherungsgeschäft in Schwierigkeiten geraten.

 

Unter Solvency II müssen Schaden- und Unfallversicherer ihre versicherungstechnischen Rückstellungen mit dem Übertragungswert ansetzen, der sich aus dem Besten Schätzwert (Best Estimate) und der Risikomarge zusammensetzt.

Der Übertragungswert hat einen wesentlichen Einfluss auf die Ermittlung der Eigenmittel sowie der Solvenzkapitalanforderung (Solvency Capital Requirement – SCR).

Deshalb hat die Überprüfung und Analyse seiner Herleitung für die BaFin mit ihrer risikoorientierten Sicht eine hohe Relevanz.

Die BaFin ist sich bewusst, welch hohe Bedeutung IT-Sicherheit im Finanzsektor hat. Künftig will sie daher bei Versicherungsunternehmen vermehrt IT-Prüfungen vornehmen. Um die dazu erforderlichen Spezialkenntnisse geschäftsbereichsübergreifend zu bündeln, richtete die BaFin Anfang 2018 die Gruppe IT-Aufsicht ein.

Diese unterstützt die Prüfer der Banken-, Versicherungs- und Wertpapieraufsicht seither in allen aufsichtlichen IT-Fragen.

Für den Geschäftsbereich Versicherungsaufsicht führte die neue Gruppe bereits unmittelbar nach ihrer Gründung im Jahr 2018 die ersten IT Prüfungen bei Versicherungsunternehmen durch.

In den nächsten Jahren wird die BaFin die Zahl aufsichtlicher IT-Prüfungen im Versicherungssektor erhöhen und dabei auch auf die Expertise externer Prüfungsgesellschaften zurückgreifen. Erkenntnisse über die IT der Versicherungsunternehmen wird sie bei Bedarf auch dadurch gewinnen, dass sie geeignete Statusinformationen abfragt.

 

Als Anbieter von Versicherungsprodukten sind Versicherer von den direkten Auswirkungen des Klimawandels in Form von extremen Wetterereignissen unmittelbar und immer stärker betroffen. Um Expertise aufzubauen und die Unternehmen später bei der Integration von Kriterien zu Umwelt-, Sozial- und Unternehmensführungsaspekten (Environmental, Social and Governance – ESG) in das Risikomanagement unterstützen zu können, verwirklichte die BaFin 2018 eine ganze Reihe von Vorhaben. Beispielsweise führte sie  Aufsichtsgespräche mit ausgewählten Versicherern und Einrichtungen der betrieblichen Altersversorgung.

 

Die Bewertung versicherungstechnischer Rückstellungen unter Solvency II erfordert die Kenntnis der Höhe zukünftiger Zahlungen. Im Lebensversicherungsgeschäft hängen diese stark von der zukünftigen Entwicklung des aus den Kapitalerträgen erwirtschafteten Überschusses ab.

Die Versicherer simulieren daher mehrere tausend ökonomische Kapitalmarktszenarien und deren Auswirkungen auf die zukünftigen Kapitalerträge. Dabei müssen auch künftige Unternehmensentscheidungen (Managementregeln) berücksichtigt werden, da die Unternehmen auf bestimmte Entwicklungen durch Umschichtungen in der Kapitalanlage reagieren würden, was wiederum die Erträge beeinflussen würde.

 

Die expliziten Schwerpunkte die Versicherungsaufsicht sind:

  • Nachhaltigkeit in der Kapitalanlage von Versicherungsunternehmen und Pensionsfonds

  • Analyse eines möglichen sog. Search for Yield - Verhaltens der Versicherungsunternehmen /Pensionsfonds in der Neuanlage von Kapitalanlagen

  • Intensivierte Beobachtung der Prämiensituation der Rückversicherer im Bereich Nicht-Leben

  • Prüfung von „versteckten“ (sog „Non-affirmative“) Cyber Risiken in Versicherungspolicen

  • Durchführung von Prüfungen der stochastischen Bewertungsmodelle (SUM/BSM) von Lebensversicherungsunternehmen mit Standardformel

  • Vertiefte Prüfung, wie Versicherungsunternehmen, die die Standardformel anwenden, im Rahmen der Bewertung mit ESGs (economic scenario generators) umgehen

  • Prüfung und Qualitätssicherung von versicherungstechnischen Rückstellungen in der Solvabilitätsübersicht bei Schaden-/Unfallversicherungsunternehmen

  • Ausarbeitung zur effizienten Ermittlung einer risikogerechten Kapitalunterlegung durch Nutzung des Aufsichtsinstruments „Kapitalzuschläge"- Capital Add-on